Sprachentwicklung bei Kindern

Frühe Entwicklung im Dialog

Kinder brauchen für ihre körperliche, geistige und sprachliche Entwicklung vielseitige sozio-emotionale, spielerische und motorische Erfahrungen. Sie erlernen Sprache vor allem dialogisch in einer vertrauensvollen Beziehung zu einer sicheren Bindungsperson. Im ersten Lebensjahr erlernen Säuglinge in den ersten Lall-Dialogen die Phoneme ihrer Muttersprache. Sprachstörungen bei Kindern sind in der Vor- und Grundschule häufig zu beobachten, kommen bei ca. 30% der Kinder im Vorschulalter vor und sind bei ca. 10% der Kinder bei Schulanfang behandlungsbedürftig. Die Häufigkeit der Sprachstörungen bei Kindern reduziert sich auf ca. 2,5% bis zum 6. Schuljahr. Die Anzahl der Entwicklungs-, Verhaltens- und Sprachstörungen bei Kindern hat in den letzten Jahren möglicherweise als Resultat der Digitalisierung und der veränderten gesellschaftlichen und familiären Strukturen stark zugenommen. Durch die Berufstätigkeit beider Elternteile, das städtische Wohnen und die veränderten Freizeitgewohnheiten ändert sich auch das Kommunikationsverhalten. Anstelle eines Dialogs tritt in vielen Familien meist eine einseitig ausgerichtete Informationsaufnahme über die Medien. Der fehlende Dialog in den Familien begünstigt Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern. Andererseits ermöglichen digitale Medien eine neue, digitale Form der Kommunikation mit den social medias.

Die „late-talkers“

Sprachstörungen bei Kindern zeigen sich bereits bei den „late-talkers“. Kinder die sich sprachliche Strukturprinzipien nur langsam und verspätet aneignen, werden als „late-talkers“ bezeichnet. Ca. 13-20% der Kinder beginnen als „late-talkers“ zu sprechen. Die „late-talkers“ im Alter von 2 Jahren sind insgesamt stark gefährdet, ein persistentes Sprachlernproblem zu entwickeln, weshalb eine möglichst frühzeitige logopädische Behandlung ab dem 3. Lebensjahr von großer Bedeutung ist.

"Umschriebene Sprachentwicklungsstörungen“

Sprachstörungen bei Kindern äußern sich im „Kindlichen Dysgrammatimus“, der auch als „Entwicklungsdysphasie“ bezeichnet wird. Im 3. und 4. Lebensjahr zeigt ca. die Hälfte der anfänglichen „late-talkers“ die typischen Symptome von Kindern mit einem „Kindlichen Dysgrammatismus“. Die frühen Erkennungskriterien von Sprachstörungen bei Kindern sind Wortschatzdefizite, fehlende Artikel und Fehler in der Satzstellung. Bei einigen Sprachstörungen bei Kindern treten auditive Wahrnehmungsschwächen auf.

Sprachstörungen bei Kindern führen im Schulalter häufig zu sprachlich-kommunikativen Schwierigkeiten und zu Lese- und Rechtschreibproblemen. Deshalb werden im Schulalter ein Sprachheilunterricht und eine Lese- und Rechtschreib- Frühprävention an der Schule und/oder ein familiäres oder außerschulisches Training empfohlen.In der Behandlung bei Kindern im Schulalter spielen positive sozio-emotionale Erfahrungen, ein Hörtraining, ein Training der auditiven Aufmerksamkeit und der Teilleistungen, ein phonematisches und ein phonologisches Training eine Schlüsselrolle. Eine möglichst frühzeitige Therapie kann einer „negativen Spirale“ von Schulproblemen bestmöglich vorbeugen.